Liebe Urzeln,
seit fast einem Jahr schon ist alles anders. Der für uns vielleicht schönste Tag im Jahr, unser Urzelntag, kann wegen Corona nicht stattfinden, genauso wenig wie die Umzüge bei unseren Freunden in der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzunft, an denen viele von uns so gerne teilnehmen.
Ich selbst bin seit 1977 bei den Urzeln dabei und habe noch aus meiner Kindheit das Schellengeläute und Peitschengepletsche, als es frühmorgens zum Urzelntag ging, in den Ohren und spüre noch die Aufregung und Vorfreude. Dies sind warme und wehmütige Erinnerungen, die uns begleiten und uns jedes Jahr wie ein kleines Kind auf den Urzelntag freuen lassen. Oft merkt man ja erst, wie wichtig etwas ist, wenn es fehlt. Dazu hätte es bei uns Urzeln nicht bedurft. Wir hätten auf diesen erzwungenen Verzicht gerne verzichtet….
Der Urzelntag letztes Jahr am 22.02. war das letzte öffentliche Fest in Sachsenheim. Von Corona sprach zwar schon der eine oder die andere, aber die Gefahr war noch nicht wirklich sichtbar und spürbar.
Mit dem Urzelnlauf sind wir in Sachsenheim zum weithin bekannten und be- und geachteten Kulturträger geworden. Wir sind es, die die Fasnet nach Sachsenheim gebracht haben! Darauf und auf unsere Integrationskraft können wir zu Recht stolz sein. Ich bin es als Urzel und als Bürgermeister!
Es fehlt soviel seit Corona. Was uns sicher am meisten fehlt, das sind persönliche Begegnungen. Uns Urzeln fehlt besonders das direkte und hautnahe Erleben unserer Gemeinschaft. Wir bleiben in Gedanken beieinander. Beim letzten Abstauben am 6. Januar, das digital über Video stattfand, waren so viele dabei wir noch nie – und wohl mehr, als in die enge Heimatstube passen….
Der virtuelle, kontaktlose Austausch widerspricht natürlich der Natur und Seele der Urzeln!
Ob wir nächstes Jahr wie gewohnt den Urzelntag feiern können, wissen wir nicht und haben wir leider auch nicht selbst in der Hand. Wir haben jedenfalls all das, was einen Urzel oder eine Urzelin ausmacht nicht verlernt und warten darauf, bis wir wieder richtige Urzeln sein dürfen.
Denn der Urzel ist ein Herdentier und braucht die Gemeinschaft.
Halten wir durch, bis Corona vorbei ist.
Alleine schon die Vorfreude auf den nächsten Urzelntag lohnt jede Anstrengung!
Lasst uns am Samstag, den 13. Februar ganz fest aneinander denken. Wir können ja auch für uns alleine das Siebenbürger- Lied singen. Vielleicht zieht ja auch der eine oder die andere zuhause den Urzelnanzug an…
Bleibt gesund und passt auf euch und eure Nächsten auf!
Euer
Holger Albrich